Die Altstädter Schule (Glasschule)

Die „Glasschule“ zählt international zu den zehn wichtigsten Bauwerken des Bauhausstils und ist das wohl bekannteste Werk otto haeslers. Gleich nach der Einweihung des Gebäudes am 18. Mai 1928 wirkte die nationale und internationale Berichterstattung wie ein Magnet auf Architekten, Politiker und Schulfachleute aus aller Welt.

Viel Licht, Luft und runde Ecken

Aufbau der Altstädter Schule in Celle, Aufnahme aus dem Haeslerarchiv
© Stadtarchiv Celle
Schulunterricht damals in der Altstädter Schule in Celle
© Stadtarchiv Celle

Eines der 10 wichtigsten Bauwerke im Bauhausstil

In den ersten zwei Jahren nach dem Bau haben über 8.000 auswärtige Besucher die Schule besichtigt. Die Berliner Morgenpost schrieb einst: "Das Schulhaus in Celle bedeutet zweifellos einen gewaltigen Fortschritt für die Ausgestaltung unserer Schulbauten; und hier kann das große Berlin von der kleinen Provinzstadt viel lernen!" Damit der Schulbetrieb unter dem Besucheransturm von damals nicht allzu stark litt, wurden Besichtigungszeiten am Sonntag und am Donnerstagnachmittag, verbunden mit einem Eintrittsgeld von 50 Pfennig, eingerichtet. Von den Einnahmen wurde dann Milch für die damaligen Schüler gekauft. Heute präsentiert sich die Altstädter Schule als eine Grundschule mit einem Ganztagsangebot, das sehr gut angenommen wird.

Gesunder Geist in gesundem Körper

 Die Turnhalle der Altstädter Schule in Celle
© Marcus Jacobs

Der dreigeschossige Flachbau besteht aus zwei Seitenflügeln, die die Turnhalle umschließen. Eigentlich war eine Turnhalle im ersten Bauabschnitt für die zukünftige Volksschule nicht vorgesehen. Doch otto haesler unterbreitete mit seinem Entwurf „Gesunder Geist muß in gesundem Körper wohnen“ eine kostengünstige Alternative zu einem späteren separaten Turnhallenbau.

Die Turnhalle der Altstädter Schule in Celle, Aufnahme aus dem Haeslerarchiv
© Stadtarchiv Celle

Die Sporthalle wurde durch ein Glasdach von oben beleuchtet und konnte in eine Festhalle für Film- oder Bühnenveranstaltungen verwandelt werden. Heute wird sie nur noch für sportliche Zwecke genutzt. Wegen wiederholter Undichtigkeit des Glasdaches wurde es mit einer herkömmlichen Hallendecke abgedeckt. Zusätzlich ist die Turnhalle durch die Holzvertäfelung stark verändert.

Drohnenflug über die Siedlung Altstädter Schule

Klassenraum in der Altstädter Schule Celle
© Marcus Jacobs
Die Altstädter Schule in Celle, auch als Glasschule bekannt
© Stadtarchiv Celle

Über 3.000 Fensterscheiben

Die Fassade der Schule wird geprägt durch waagerechte Fensterreihen, die teils in die verglasten Treppenhäuser münden. Insgesamt ca. 1.800 Fenster mit etwa 3.050 Scheiben prägten den Spitznamen: Glasschule. „Unsere Schule sieht ein bisschen aus wie ein Schuhkarton mit Bandfenstern“, stellte eine Schülerin fest. Und tatsächlich sprach auch haesler von waagerechten Fensterbändern an den Längsseiten, die in den einzelnen Klassenräumen nicht durch störende Pfeiler unterbrochen werden und somit einen gleichmäßigen Lichteinfall gewährleisten sollten.

Bemerkenswert waren das Miteinander von Tages- und Kunstlicht, sowie die Farbgestaltung: Graue, schwarze und rote Türen, hellgraue Wände, blaue Vorhänge und das rote Vordach. Diese farbliche Abstimmung, die haesler so wichtig war, ist im Laufe der Jahre durch Umbauten und Sanierungen teilweise verloren gegangen.

Runde Ecken vermeiden blaue Flecken

Eingangsbereich der Altstädter Schule in Celle
© Marcus Jacobs

Wenn möglich, sollten Sie bei einem Besuch in Celle auf einen Gang durch die Schule nicht verzichten. Betreten Sie das Gebäude durch den Haupteingang mit den Doppelglastüren und genießen Sie die besondere Atmosphäre. Die abgerundeten Ecken im Eingangsbereich und den Fluren ersparten schon Generationen von Schülerinnen und Schülern blaue Flecken und schützen die Ecken vor Beschädigungen und Abstoßungen. „Bedauert habe ich nur, dass ich bei den von mir besuchten Schulen so schlank wie hier nicht um die Ecken flitzen konnte“, resümierte otto haesler. Es ist heute noch zu beobachten, dass die Kinder wirklich nah an den Rundungen entlang gehen, hüpfen oder laufen und dabei mit einer Hand an der Wand der angenehmen Rundung nachspüren.

3DModell

der Glasschule und Sporthalle (von 1928)

Schirmständer in der Altstädter Schule Celle
© Marcus Jacobs

Funktional und praktisch

Die vier verglasten Treppenhäuser sorgen sogar an dunklen Wintertagen für eine angenehme Lichtdusche und immer für tolle Ausblicke. Pfiffig sind die fest installierten Schirmständer mit Abtropfrinnen vor jedem Klassenraum. In den 20er Jahren waren die Jacken aus Baumwolle oder Wolle. Da gaben viele Mütter ihren Kindern bei Regenwetter einen Schirm mit.

Alte Farben – neuer Glanz

Der bauliche Zustand der Schule weist zurzeit erhebliche Mängel an Fassade und Flachdach auf. Zudem wurden im Laufe der Jahrzehnte viele Veränderungen im ganzen Gebäude vorgenommen. Vor einigen Jahren wurden die Holzfußböden in den Klassenräumen wieder freigelegt. Dadurch wirken die Räume viel heller und gemütlicher.

Leider ist auch die ursprüngliche Farbgestaltung durch den Kunstmaler Karl Völker verloren gegangen. Doch inzwischen wurde eine restauratorische Untersuchung durchgeführt, um die ehemaligen Farbschichten aufzuspüren. Denn es gibt gute Nachrichten für die Schule, mit der otto haesler in den 20er Jahren den Schulbau revolutionierte: Die konkrete Planung für die denkmalgerechte Sanierung geht voran.

Die Mädchen lernen in der Altsädter Schule in Celle kochen, Aufnahme aus dem Haeslerarchiv
© Stadtarchiv Celle
Klassenraum in der Altstädter Schule Celle
© Marcus Jacobs

Informationen zum Gebäude

Wo befindet sich die Altstädter Schule

Die Altstädter Schule (ehemals Glasschule) befindet sich in der Sägemühlenstraße 9 in 29221 Celle.

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Kann die Altstädter Schule von innen besichtigt werden

Derzeit ist keine Besichtigung möglich.

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Alle Infos zu den Touren und vielfältigen Möglichkeiten, das Neue Bauen in Celle zu erleben, bietet der Infoflyer „otto haesler Touren“, den Sie hier in deutscheroder englischer Ausgabe herunterladen können.